Die umgekehrte Therapie : Die Therapie durch Emotionale Umkehr
nach Dr. Jean Lerminiaux, Neuropsychiater
Die Therapie durch Emotionale Umkehr ist eine Methode, die mit dem Wissen des Biologischen Dekodierens einhergeht und es ermöglicht, dieses Wissen am besten anzuwenden um Ihnen zu helfen. Wie heutige große Autoren zeigen, wurzelt das Problem eines Menschen notgedrungen in seiner Art und Weise, im Leben zu stehen. Was versteht man unter der « Art und Weise im Leben zu stehen »? Es ist das, was es uns erlaubt, eine Person wiederzuerkennen, sogar von weitem, an ihrem Gang, ihrer Art zu essen, sich anzuziehen, zu sprechen…
Wenn der Mensch sich diese sehr persönliche Art und Weise im Leben zu stehen angeeignet hat, dann ist es, weil es dieses Verhalten (unter vielen anderen, die er als Kind erprobt hat) ist, das ihm am ehesten Zuwendung eingebracht hat.
"[...] das Problem eines Menschen wurzelt notgedrungen in seiner Art und Weise, im Leben zu stehen."
"[...] es ist dieses Verhalten, das ihm [als Kind] am ehesten Zuwendung eingebracht hat."
Es ist ein biologisches Bedürfnis des Neugeborenen und des kleinen Kindes, dass seine Eltern sich um es kümmern, damit es überlebt. Die Lösung, die uns Zuwendung, ja dieses physische Wohlsein, das Vergnügen so zu überleben, gebracht hat, wird festgehalten. Und von da an werden wir uns immer auf diese Art und Weise verhalten, jedes Mal wenn wir Aufmerksamkeit und Zuwendung bekommen möchten. Aus Verzweiflung wird dieses Verhalten als die einzig mögliche Wahl, die einzig funktionierende Lösung wahrgenommen und angenommen. Dieses anfängliche Verhalten wird ständig wiederholt und wird zu unserer ganz eigenen Art im Leben zu stehen, es wird zu unserem unveränderlichen Verhaltensmuster.
Es wird dann zum Problem, wenn die aktuellen Lebensbedingungen, denen man als Erwachsener begegnet, nichts mehr mit denen der Kindheit gemein haben. In diesem Moment ist diese Art und Weise im Leben zu stehen unangepasst und bringt große physische oder psychische Probleme mit sich, die dann die Therapie erforderlich machen. Die Therapie ist also eine Arbeit an diesem persönlichen unveränderlichen Verhaltensmuster. Unveränderlich heißt aber nicht unveränderbar.
Wenn wir zur Therapie kommen, dann tun wir das, weil wir etwas an unserem Verhalten ändern wollen, weil wir die negativen Konsequenzen (z.B. Krankheit, Probleme im Beruf oder in der Partnerschaft) als unangenehm empfinden. Aber wenn wir trotz dieser Unannehmlichkeiten, die uns sehr wohl bewusst sind, dieses Verhalten weiterhin an den Tag legen, heißt das, dass es einfach stärker ist als wir, außerhalb von unserem Willen und Entscheidungsvermögen: dieses Verhalten wurde als Überlebungsstrategie entwickelt, als wir noch klein waren, und kann nicht leichtfertig aufgegeben werden.
"Unveränderlich heißt nicht unveränderbar."
"Aber dieses Verhalten wurde als Überlebungsstrategie entwickelt, als wir noch klein waren, und kann nicht leichtfertig aufgegeben werden."
Was wir zusammen in der Therapie auch schnell feststellen werden, ist, dass sich hinter diesem Verhalten ein Vergnügen, oft verborgen, befindet. Zumindest das Vergnügen, sich auf diese Art und Weise aus der Affäre gezogen zu haben, überlebt zu haben: es ist kein volles Vergnügen, aber ist immerhin etwas, wenn nichts andres möglich ist. Tatsächlich führen wir niemals ein Verhalten fort, das uns kein Vergnügen bringt, auch wenn dies unbewusst ist. Die Sicht der Welt, die wir konstruiert haben, und die Rolle, die wir darin spielen müssen, muss daher mit Vergnügen verbunden sein, um Bestand zu haben. Hier haben wir das grundlegende biologische Vergnügen, das die Motivation, überhaupt weiterzuleben, sichert.
Alle inakzeptablen und tabuisierten Vergnügen werden jedoch ins Unbewusste verbannt, da diese Sicht der Welt sozial akzeptabel sein muss. Zum Beispiel ist es gesellschaftlich inakzeptabel, ein Vergnügen daran zu empfinden, andere zu vernichten, zu manipulieren, Rache zu nehmen, sich selbst zu verletzen usw.
Aber wenn diese Vergnügen, was auch immer sie sein mögen, inakzeptabel sind, dann nur in den Augen der Gesellschaft. Damit diese Vergnügen in unser Bewusstsein zurückkommen können (notwendiger Schritt), müssen sie schließlich als eine notwendige Konstruktion angesehen werden, die uns zum Weiterleben motivierte, bei der es keine andere Wahl gab und an der wir daher nicht schuldig sind. Wir müssen uns mit dem alten Teil von uns versöhnen, das sich für etwas "Negatives" entschieden hat, um zu überleben. Wir müssen zulassen, dass unsere negativen Wünsche zum Vorschein kommen und gesehen werden, um sie endlich loszulassen. Wir können uns dann dafür entscheiden, ein anderes Bild der Welt zu konstruieren, welches wir mit einem anderen Vergnügen verbinden können. Dies ist eine große Akzeptanzarbeit, ohne deren eine Veränderung oft nicht möglich ist: nicht die Situation so zu akzeptieren, wie sie ist, sondern zu akzeptieren, was sie ist, um dann sie ändern zu können.
"[...] hinter dieses Verhalten befindet sich ein Vergnügen, oft verborgen. [...] Alle tabuisierten Vergnügen werden ins Unbewusste verbannt."
"Wir müssen zulassen, dass unsere negativen Wünsche zum Vorschein kommen und gesehen werden um sie endlich loszulassen."
Wie können Sie diese Umkehr der Emotionen schaffen? Es gibt mehrere mögliche Wege. Manchen genügt es, sich die Dinge und die Zusammenhänge bewusst zu machen um spontan auszusteigen. Sie erkennen, dass das Ganze nun in der Gegenwart keinen Sinn mehr hat. Aber meist braucht es eine tiefere Arbeit mit den Emotionen und der Sicht der Welt, die Ihrem Problem zugrunde liegen, um die Emotionale Umkehr zu schaffen.
Zusammen werden wir auch Bestätigungen für das Verhaltensmuster in der Kindheit, in der Prägungsphase (vor und kurz nach der Geburt) und in der Familienanamnese finden können. Wir werden sehen, dass sich das gleiche Muster ständig wiederholt. Hier verbinden wir uns wieder mit dem kleinen Kind, das Sie damals waren, um seine Schwierigkeiten, seine Dramen und sein Leid zu spüren. Diese Schwierigkeiten und das Leid sind oft unter dem Beinamen einer glücklichen Kindheit vergessen und bleiben unbemerkt. Sie haben aber die Entwicklung Ihrer heutigen Verhaltensmuster erzwungen. Das Akzeptieren und Mitfühlen der Dramen des inneren Kindes ist wichtig, um Ihr mentales Bild, das die Ursache des Problems oder der Krankheit ist, deutlich zu verändern.
"Das Akzeptieren und Mitfühlen der Dramen des inneren Kindes ist aber generell wichtig, um Ihr mentales Bild, das die Ursache des Problems ist, deutlich zu verändern."
Um diese emotionalen Erlebnisse, die seit der Kindheit in einem selbst vergraben sind und sogar jene, die von den eigenen Vorfahren stammen, zu akzeptieren und sich von ihnen zu befreien, ist es im Allgemeinen notwendig, sie zu besuchen und tief zu fühlen, trotz des Widerstands gegen Gefühle wie Wut, Verzweiflung, Traurigkeit oder Angst. Das Gleiche gilt für die verborgenen Vergnügen. Es geht darum, die Emotionen, die man bis dahin unterdrücken und durch das eigene Verhaltensmuster kompensieren musste, zumindest einmal vollständig zu erleben. Das Verständnis durch Biologisches Dekodieren hilft uns sehr dabei, die Situation so weit zu akzeptieren, dass wir uns die Erlaubnis geben können, das zu fühlen was wir nie zu fühlen gewagt haben.
Es muss aber oft weiter gehen als das reine Fühlen. Erstmal ist es oft wichtig während der Therapie wahrzunehmen, wie destruktiv Ihr Verhalten und Ihr Vergnügen sind und die echten Konsequenzen zu sehen, die unweigerlich auf Sie zukommen, wenn Sie dieses Verhalten beibehalten. Dann können Sie nicht anders, als zu bremsen. Das Gefühl kehrt in dem Moment um, wo Sie erkennen, dass es für Sie zu gefährlich ist, in diesem Verhaltensmuster zu bleiben. Sie müssen an Ihrem eigenen Vergnügen Ekel empfinden, wie an einem Schokoladenkuchen nach dem fünfzehnten Stück. Dann können Sie beschließen, Ihr Vergnügen zu ändern und sich nicht mehr entsprechend den notwendigen Entscheidungen der Kindheit zu verhalten. Möglicherweise können Sie sich an Ihrem alten Vergnügen sogar dafür bedanken, dass es Ihnen beim Überleben geholfen hat, und bei Ihnen selbst dafür bedanken, dass Sie unter den gegebenen Umständen die bestmögliche Wahl getroffen haben.
"Es geht darum, die Emotionen, die man bis dahin unterdrücken und durch das eigene Verhaltensmuster kompensieren musste, zumindest einmal vollständig zu erleben."
Dann werden Sie frei und gewinnen die Wahl zurück, die Wahl zwischen den verschiedenen Bilder der Welt und verschiedenen Vergnügen. Um dies vollständig zu erreichen, geht es darum, sich selbst zu geben, über alles was geschehen ist hinaus, was Sie immer gebraucht hätten. Durch den Übergang auf diese höhere Ebene, ohne die Bremsen Ihrer Kindheit, können Sie sich mit Ihnen selbst und Ihrer Geschichte versöhnen, die Sie dann in einem ganz neuen Licht sehen. Sie werden auch eine Autonomie für Ihr eigenes Leben entwickeln. Auf diese Weise werden Sie zu einer tiefen Authentizität gelangen, sowohl gegenüber Ihnen selbst und Ihrem Herzensweg, als auch gegenüber der Außenwelt, mit der Sie endlich wirklich in Kontakt treten können. Abschließend wird es darum gehen, gemeinsam mit Ihnen konkret zu ergründen, wie sich Ihr Leben nach der Therapie verändern wird, um dieses neue Lebensbild so weit wie möglich in der Realität zu verankern. Sie bis dahin zu begleiten ist Teil der Therapie.
Das Ziel der Therapie durch Emotionale Umkehr besteht darin, etwas an dem Verhaltensmuster zu ändern. Es geht darum, eine andere prägende Erfahrung zu bieten, die eine andere Art und Weise im Leben zu stehen erfordert. Beachten Sie, dass der Therapieverlauf von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist: Nicht alle der hier vorgestellten Schritte sind für jeden Menschen notwendig und auch die Reihenfolge, in der diese Schritte durchgeführt werden, kann variieren. Kurz gesagt, die Therapie wird an jeden Einzelnen und seine spezifischen Bedürfnisse angepasst.
"[...] sich selbst geben, über alles was geschehen ist hinaus, was Sie immer gebraucht hätten."
"[...] zu einer tiefen Authentizität gelangen, sowohl gegenüber Ihnen selbst als auch gegenüber der Außenwelt [...]"
Dieser Text wurde aus Texten der Ausbildung von Angela Frauenkron-Hoffmann adaptiert und erweitert.